Praktische Tipps gegen permanente Erreichbarkeit

Die Techniker Krankenkasse hat 2016 eine Studie zum Thema Stress veröffentlicht. Sie trägt den schönen Namen „Entspann dich, Deutschland“ und ist für Yogalehrer auf jeden Fall eine interessante Lektüre; ist dort doch zu lesen, dass 54% der Befragten unter Verspannungen und Nackenschmerzen, 31% unter Erschöpfung und 30%  unter Schlafstörungen leiden. Keine überraschende Info für uns Yogalehrer, aber darum geht’s hier gar nicht :).

Permanente Erreichbarkeit löst Stress aus

In der Studie steht nämlich auch, dass 40% der befragten Personen, die für ihren Job immer erreichbar sein müssen, manchmal, 36% sogar häufig gestresst sind. Permanente Erreichbarkeit ist besonders für Freiberufler wie zum Beispiel Yogalehrer Teil ihres Alltags. Wer an einem eigenen Projekt arbeitet, macht das eben ganz oft mit besonderer Hingabe und investiert entsprechend viel Zeit in den Beruf. Feste Arbeitszeiten, freie Wochenenden, längere Urlaube … selten ein Thema für Freiberufler.

Keine geregelten Arbeitszeiten zu haben, sondern sich die Termine möglichst so zu legen wie man möchte, ist natürlich einer der unschlagbaren Vorteile der Selbstständigkeit. Unter der Woche ausschlafen, im Sommer schon mittags ins Schwimmbad gehen, tagsüber mal im Lieblingscafé rumgammeln. Ein Träumsche! Wenn es denn klappt.

„Always on“ muss nicht sein

Bevor Selbstständigkeit komplett ins berühmte „man macht alles selbst und ständig“ ausartet, sich die Termine aneinander drängen, „Feierabend“ ein Fremdwort wird, eure Lieben euch nur noch von hinten oder schlafend sehen und mit der Zeit darüber eure ganz persönliche innere Balance und vielleicht sogar die Freude am Unterrichten verloren geht, ergreift am besten von Beginn an ein paar simple Maßnahmen. Dazu gehört eben auch, nicht „always on“ und permanent erreichbar zu sein. Gerade Yogalehrer geben ganz oft viel Energie in ihre Arbeit und an die Menschen, die sie unterrichten. Gönnt euch Auszeiten, in denen ihr Kraft tanken und eure Energie wieder aufladen könnt.

Ein Hoch auf JOMO!
Ein Hoch auf JOMO!

Weniger FOMO, mehr JOMO

Äh, was? „FOMO“ steht für „fear of missing out“, also die Angst, etwas zu verpassen wenn man mal nicht erreichbar oder nicht „always on“ in den sozialen Medien ist. Kennt ihr vielleicht. „JOMO“ steht für „joy of missing out“ – also die Freude darüber, dass man etwas verpasst. Weil man in dieser Zeit etwas Wichtiges, Schönes erlebt. Um die JOMO ganz entspannt zu genießen, könnt ihr ein paar recht simple Maßnahmen ergreifen.

Angelt euch die niedrig hängenden Früchte

Diese Ideen sind im Marketing-Jargon die „low hanging fruits“ – also schnell gepflückt und verarbeitet. Sie sind ganz bestimmt nicht die ultimativen Tipps zur Burn-out-Prävention, nur um das mal erwähnt zu haben. Aber irgendwo muss man ja mal anfangen, wieso also nicht ganz pragmatisch?

  1. Sprechzeiten: Gibt es nicht nur beim Arzt :). Legt fest, an welchen Tagen und zu welchen Uhrzeiten ihr für eure Kunden erreichbar seid – ob telefonisch oder per E-Mail. Bearbeitet Anfragen konsequent nur in diesen Zeitslots.
  2. Arbeitszeiten: Legt fest, wann ihr ganz grundsätzlich arbeiten könnt und wollt – klar, Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber auch im Umgang mit Kunden hilft klare Kommunikation im Sinne von „Termine können wir unter der Woche zwischen 10 und 20 Uhr vereinbaren, am Wochenende zwischen 9 und 12 Uhr“. Das hilft nicht nur euch, zwischen Arbeitszeit und Freizeit klar zu unterscheiden, auch eure Lieben können gemeinsame Unternehmungen (oder Überraschungen :)) besser planen.
  3. Trennung der privaten und geschäftlichen Kontaktdaten: Richtet euch eine separate E-Mail-Adresse für berufliche Themen ein und bearbeitet diese Mails nur in den von euch festgelegten Zeitfenstern. Legt euch ein zweites Handy zu (Prepaid oder mit einem sehr günstigen Tarif) oder alternativ eine zweite SIM-Karte – manche Mobiltelefone kannst du mit zwei SIM-Karten bestücken (Stichwort „Dual-SIM-Handy). Gebt euren Kunden ausschließlich eure geschäftlichen Kontaktdaten.

Informiert eure Kunden

Natürlich sollen eure Kunden trotzdem das Gefühl haben, bei euch eine ganz besonders gute Betreuung zu bekommen. Auch wenn ihr nicht (mehr) rund um die Uhr telefonisch erreichbar seid oder E-Mails innerhalb kürzester Zeit beantwortet. Auch dafür gibt es einige einfach umzusetzende Möglichkeiten:

1. E-Mail-Signatur nutzen: Erstellt in eurem E-Mail-Account eine Signatur, die neben euren Kontaktdaten auch die Informationen zu euren Sprechzeiten enthält. Die kann zum Beispiel so aussehen:

Luisa Müller
kontakt@luisa-mueller-yoga.de
0151 – 123 456 789
Bitte beachten Sie: Ich bin für Ihre Anfragen montags bis samstags zwischen 13 und 18 Uhr erreichbar.

Schließt diese auch in euren Anrufbeantworter- und Mobilfunkansagen ein. Wer ein letztes Schlupfloch bieten will, ergänzt um den Hinweis „In dringenden Fällen senden Sie mir eine SMS an die Nummer …“.

2. Auto-Responder einrichten: Stellt für die Zeiten außerhalb eurer Erreichbarkeit euren E-Mail-Account so ein, dass eine automatische Antwort an den Absender geschickt wird. So weiß derjenige, dass sein Anliegen angekommen ist und wann er mit einer Antwort rechnen kann.

Ihre Nachricht ist angekommen, vielen Dank! Ich bearbeite meine E-Mails montags bis samstags zwischen 10 und 15 Uhr. Telefonisch erreichen Sie mich ebenfalls montags bis samstags zwischen 10 und 18 Uhr unter 0151 – 123 456 789

Diese Anpassungen am E-Mail-Account oder der Mobilbox sind wirklich im Handumdrehen vorgenommen. Probiert es doch mal aus und dann … tschüß, permanente Erreichbareit, hallo JOMO :)!

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